Wohnungswirtschaft in der Krise: Neubau und Sanierung lohnen sich nicht mehr
Hohe Baupreise, strengere Klimavorgaben und bürokratische Hürden setzen der Wohnungswirtschaft in Deutschland schwer zu.
Viele Wohnungsunternehmen können Investitionen in Neubau und Sanierung nicht mehr über Mieten refinanzieren.
Die aktuelle Situation in der deutschen Wohnungswirtschaft ist alarmierend.
Viele Wohnungsunternehmen, insbesondere im sozialen Sektor, sind finanziell überfordert und können Neubauten sowie Sanierungen nicht mehr durch Mieteinnahmen refinanzieren.
Gründe sind steigende Baukosten, die Wärmewende und bürokratische Hürden. Die Investitionen in Neubauten und Bestandsimmobilien sind stark rückläufig, was die Wohnungsnot weiter verschärft.
In einigen Bundesländern und bei großen Unternehmen wie Vonovia und LEG wird der Neubau eingestellt und Mieten stark erhöht.
Bauzinsen: Banken rechnen mit Seitwärtstrend
Die Zinsen für Immobilienkredite dürften in den kommenden Monaten weiterhin stabil bleiben und auch die Preise von Wohnimmobilien verharren auf dem derzeitigen Niveau oder wachsen allenfalls moderat.
Von diesem Szenario geht zumindest die Immobiliensparte der Commerzbank aus.
Die Analysten des Bankhauses erwarten demnach nicht, dass trotz abschwächender Inflation und sinkenden EZB-Zinsen die Bauzinsen mittelfristig spürbar sinken.
Der durchschnittliche Zinssatz für neue Finanzierungen wird demnach um die 3,5 Prozent pendeln. Und trotz wachsendem Wohnungsmangel erwartet man bei der Commerzbank keine neuerliche Preisrally.
Die Kosten für den Erwerb von Wohneigentum würden allenfalls leicht steigen, was aber eher auf Inflation und steigende Löhne zurückzuführen sei als auf die Nachfrage nach Immobilien.
Inflation geht weiter zurück
Die Inflation in der Eurozone schwächt sich weiter ab. Im August sank die Teuerungsrate auf den tiefsten Stand seit 3 Jahren und steht damit nur noch knapp über dem angestrebten Wert.
Mit einer Inflationsrate von 2,2 Prozent im August ist der Wert nur noch knapp über der von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwünschten Rate von 2 Prozent.
Es sind vor allem die zuletzt spürbar gesunkenen Preise für Energie, die die Teuerung ausbremsen. Die Kosten für Dienstleistungen sind indes im August erneut 4,2 Prozent teurer geworden.
Experten warnen daher davor, den Sieg über die Inflation bereits jetzt auszurufen. Daher wird erwartet, dass die EZB den Leitzins nur minimal senken wird.
EZB senkt Leitzinsen
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrer gestrigen Sitzung die Leitzinsen erneut gesenkt. Auch für Immobilienkäufer könnten dies gute Nachrichten sein.
Mit der Absenkung reagiert die EZB auf die abnehmende Inflation und die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen im Euroraum.
Der Einlagesatz, der für die Finanzmärkte als Richtwert gilt, wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent gesenkt.
Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken Geld leihen, wurde um 0,6 Prozentpunkte auf 3,65 Prozent gesenkt. Es ist die zweite Zinssenkung der Notenbanker in diesem Jahr.
Der erste Zinsschritt war im Juni erfolgt, im Juli hielten sie die Zinsen konstant. Dieser Schritt kann dazu führen, dass Banken nun bessere Kreditkonditionen unter anderem bei Baufinanzierungen anbieten.
Gleichzeitig bekommen allerdings Sparer weniger Zinsen auf ihre Anlagen. Die EZB hat bewusst keinen festen Zinspfad vorgegeben.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte, dass künftige Zinsschritte von der wirtschaftlichen Entwicklung und den Inflationszahlen abhängen werden.
Die Zentralbank wird ihre geldpolitischen Entscheidungen von Sitzung zu Sitzung neu treffen. Die nächste Sitzung ist bereits für Oktober angesetzt.
Bürger rebellieren gegen neue Grundsteuer
Die Reform der Grundsteuer erhitzt weiterhin die Gemüter, viele Immobilieneigentümer fühlen sich ungerecht behandelt. Die Finanzämter werden mit Einsprüchen gegen die Steuerbescheide geflutet.
Allein in Mitteldeutschland gingen 900.000 Widersprüche bei den Behörden ein, wie eine exemplarische Recherche des MDR zeigt.
Etliche Besitzer von Immobilien und Grundstücken in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen erleben teilweise irrwitzige Steigerungen der Steuerlast – in Extremfällen soll plötzlich das 60-Fache an Grundsteuer entrichtet werden.
Für Kritik sorgt vor allem der Marktwert, den das Finanzamt ansetzt. Diesen halten Eigentümer und meist auch Experten für völlig überzogen, da er am Markt bei einem Verkauf derzeit gar nicht realisierbar wäre.
Der Streit um die Grundsteuerreform dürfte die Behörden jedenfalls noch lange beschäftigen.
Nachfrage nach Büroflächen schwindet
Auf Büroimmobilien kommen schwere Zeiten zu. Viele Unternehmen haben ihre Flächen bereits reduziert oder planen dies für die kommende Zeit.
Die Gründe: Teile der Belegschaft arbeiten im Homeoffice, aber auch die allgemeine wirtschaftliche Lage.
Das hat eine Umfrage des ifo Instituts ergeben. Jeder vierte Betrieb reduziert demnach seine Büroflächen oder hat konkrete Pläne, dies in den kommenden 5 Jahren zu tun.
Besonders ausgeprägt ist die Reduktion von Fläche in Dienstleistungsunternehmen: 11,8 Prozent der befragten Firmen haben sich schon verkleinert, 14 Prozent planen es bis 2029.
Unter Industriefirmen sinkt der Anteil, da diese oft Flächen für Maschinen und Material brauchen und daher meist nur in der Verwaltung Büroflachen einsparen können.
Laut ifo Institut ist nicht mit einer baldigen Belebung des Büro-Immobilienmarktes zu rechnen.