Marktüberblick: Geplatzte Immobilienblase? Schere zwischen Kauf-und Mietpreise, Klimawandel verteuert Versicherungen!

Auch im neuen Jahr setzen wir unsere Rubrik "Marktüberblick" fort. Ein Ausblick auf 2024 erfahren Sie hier!

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Deutshland-Karte mit Lupe

Bauzinsen sinken: Bestmögliche Rate unter 3 Prozent

Nachdem die Zinsen im Kampf gegen die Inflation im vergangenen Jahr stark angestiegen waren, rechnen Experten 2024 mit einem wieder sinkenden Leitzins.
Die Bauzinsen preisen diese Erwartung seit kurzem bereits ein. Jetzt sind sie unter 3 Prozent gefallen. Doch die Entwicklung könnte von kurzer Dauer sein.
Anfang Januar lagen die bestmöglichen Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen laut einer Studie des Vergleichsportals Check24 bei 2,93 Prozent. Damit sank der Wert gegenüber dem 1. Dezember 2023 um 0,36 Prozentpunkte.
Auch die Frankfurter FMH-Finanzberatung beobachtet seit Ende Oktober einen Rückgang der Bauzinsen um rund 0,8 Prozentpunkte. Die gesunkenen Zinsen rechnen sich für Käufer und Hausbauer schnell.
Im Vergleich zum Vorjahr könnten diese laut Check24 derzeit bei einer Finanzierung von 400.000 Euro ganze 6.329 Euro an Zinskosten sparen. Die Experten gehen jedoch nicht davon aus, dass der Abwärtstrend der Zinsen lange anhält.
Während Check24 mit einer Seitwärtsbewegung rechnet, geht die Deutsche Bank von einer wieder zunehmenden Inflation durch steigende Löhne und in der Folge von wieder steigenden Zinsen aus.
Demnach könnten die fünf- bis zehnjährigen Hypothekenzinsen bis Ende 2024 wieder bei 3,8 Prozent liegen.

DIW spricht von geplatzter Immobilienblase

Baugrundstücke, Eigenheime und Eigentumswohnungen wurden 2023 durchschnittlich um 2 Prozent günstiger.
Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). DIW-Experten sprechen sogar vom Platzen einer Blase.
Bis 2022 habe es in Deutschland eine der größten spekulativen Preisblasen der letzten 50 Jahre gegeben. Diese sei geplatzt, so Konstantin Kholodilin von der Abteilung Makroökonomie des DIW. Die Studie zeigt aber auch:
Der Hauptgrund für die Preisrückgänge liegt in den verschlechterten Finanzierungsbedingungen aufgrund steigender Zinsen. Außerdem steigen die Mieten trotz sinkender Kaufpreise weiter.
Die Studie zeigt außerdem, dass die Immobilienpreise trotz der jüngsten Korrekturen deutlich über dem Niveau zu Beginn des Booms 2010 liegen.
Seitdem sind die Preise für Bauland demnach um 116 Prozent gestiegen, die für Einfamilien- und Reihenhäuser haben sich verdoppelt.

Klimawandel verteuert Versicherungen – und damit langfristig das Wohnen

Wer kommt in Zukunft für enorme Schäden wie durch die zuletzt flächendeckenden Überschwemmungen auf?
Die Länder fordern vom Bund eine verpflichtende Elementarschadenversicherung – doch diese könnte Wohnen für alle noch teurer machen.
Nicht nur das Bundesjustizministerium zögert bisher bei der Lösungsfindung. Die Versicherungswirtschaft warnt davor, dass die Risiken aufgrund des Klimawandels angesichts der zunehmenden Häufigkeit von Extremwetterereignissen kaum noch zu versichern seien.
Die zusätzlichen Kosten für eine Pflichtversicherung würden das Wohnen für alle verteuern. Doch vor allem in Risikogebieten würden die Wohnkosten aufgrund der hohen notwendigen Versicherungskosten explodieren.

Anleger ziehen weiter Geld aus Immobilienfonds – Trendwende in Sicht?

Die schwierige Nachrichtenlage im Immobiliensektor verunsichert Anleger. Zum vierten Mal in Folge zogen sie im November Geld aus früher so beliebten offenen Immobilien-Publikumsfonds ab.
Mit einem Minus von 279 Millionen Euro beschleunigte sich der Abwärtstrend im Vergleich zum Vormonat noch einmal deutlich. Auf den ersten Blick ist keine Trendwende in Sicht. Auf den zweiten allerdings vielleicht schon.
Experten sehen keine Chance auf eine schnelle Erholung für die Immobilienfonds. Vor allem, da beispielsweise Festgelder derzeit bessere Renditechancen bieten. Allerdings gibt es Hoffnung, dass zumindest die Talsohle im Laufe des Jahres erreicht wird.
Stefan Haas, Geschäftsführer bei der Munich-Re-Tochter Meag, sieht erste Anzeichen, da sich für Toplagen auch im derzeitigen Umfeld genügen Interessenten finden ließen und generell überall am Markt neu kalkuliert werde.
Anleger achten derzeit laut Haas besonders auf die Qualität und den Zustand einer Immobilie.

Geht die Schere zwischen Kauf- und Mietpreisen weiter auseinander?

Die Immobilienpreise sind in den letzten eineinhalb Jahren gesunken. Die Mietpreise klettern dagegen unaufhaltsam weiter. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Und kurzfristig wird sich die Entwicklung nicht umkehren.
Für die teuren Mieten sorgt vor allem der Mangel an Wohnraum. Das Neubauziel der Regierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr wurde mit rund 270.000 deutlich verfehlt.
Experten wie das Ifo-Institut oder das GEWOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung gehen für 2024 von einem weiteren deutlichen Rückgang aus. Die Folge: Noch größere Wohnungsknappheit und weiter steigende Mieten.
Die Kaufpreise dagegen gingen in der Niedrigzinsphase der letzten Jahrzehnte steil nach oben. Seit eineinhalb Jahren steigen nun die Zinsen, was die Immobilienfinanzierung deutlich teurer macht, während die hohe Inflation die Kaufkraft potenzieller Käufer zusätzlich schwächt.
Daher können sich viele keine Immobilie leisten, die Nachfrage sinkt und die Immobilienpreise müssen nach unten korrigiert werden.
Interhyp-Vorständin Mirjam Mohr sieht für 2024 keinen großen Rückgang der Zinsen. Demnach werde die Nachfrage nach Immobilien nicht groß ansteigen. Das hat aber noch einen weiteren Effekt.
Durch hohe Bauzinsen werde noch weniger gebaut, was die Wohnungsknappheit weiter verschärfe – wodurch die Mieten weiter steigen und sich die Schere zwischen Miet- und Kaufpreisen weiter öffnet.
Doch irgendwann muss sich die Nachfrage nach Wohnraum auch auf die Kaufpreise auswirken. Demnach erwartet Konstantin Kholodilin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) dennoch langfristig eine Stabilisierung des Marktes und anschließend wieder steigende Kaufpreise.