Marküberblick: Bauzinsenanstieg auf über 5%?, Hoher Sanierungsbedarf bei finanzierten Immobilien, Wärmepumpen: Geldtopf bald leer!, Kommt bundesweite Solarpflicht?

In dieser etwas ausführlicheren Ausgabe unseres Marktüberblicks wollen wir genauer auf die wichtigsten Infos aus den Monaten März & April eingehen. *Mehr dazu in der Meldung!*

Deutshland-Karte mit Lupe

Bauzinsen bald bei 5 Prozent?

Der Anstieg der Bauzinsen setzt sich fort. In diesem Jahr könnte sogar die 5-Prozent-Marke geknackt werden – mit erheblichen Folgen für Immobilienkäufer.
Die Richtung für Pfandbriefzinsen – und damit indirekt auch für Bauzinsen – wird durch die zehnjährigen Bundesanleihen vorgegeben. Die jüngsten Entwicklungen am Anleihenmarkt verheißen für Immobilienkäufer somit nichts Gutes: Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen ist in dieser Woche bis auf 2,72 Prozent gestiegen – der höchste Stand seit 2011. Gleichzeitig steigt angesichts der hartnäckigen Inflation der Druck auf die EZB, die Leitzinsen auch über den März hinaus weiter deutlich anzuheben. Damit dürfte sie wiederum den Boden bereiten für weiter steigende Renditen und damit auch für neue Hochs bei den Bauzinsen, die sich an den Zinsen für langfristige Bundesanleihen orientieren. So wird die 4-Prozent-Marke mit hoher Wahrscheinlichkeit bald wieder erreicht werden und selbst 5 Prozent sind in diesem Jahr nicht komplett unrealistisch, wie Finanzexperte Max Herbst von der gleichnamigen Frankfurter Finanzberatung (FMH) prognostiziert. Für Immobilienkäufer hätte dies drastische Folgen: Bei einem Darlehen von 400.000 Euro und einer Laufzeit von 10 Jahren bei 2 Prozent Tilgung würden heute bei einem effektiven Jahreszins von 4,0 Prozent monatlich 1.973 Euro fällig. Bei einem Anstieg des Zinssatzes auf 5,0 Prozent, läge die monatliche Rate dagegen bei 2.300 Euro.
 

Wärmepumpen: Geldtopf bald leer

Wirtschaftsminister Habeck verspricht: Die Wärmepumpe wird für kleine und mittlere Einkommen nicht teurer als eine Gasheizung. Das Problem: Die Fördergelder aus dem Klimaschutzfonds KTF sind bereits verplant.
Die Regierung hofft darauf, dass nicht alle Gelder aus dem Förderprogramm abgerufen werden, damit genug Geld für die Wärmepumpenförderung übrig bleibt.
Das Problem: Wärmepumpen sind deutlich teurer als Öl- und Gasheizungen. Die Preise liegen bei 20 000 bis 30 000 Euro. Oft werden noch weitere Ausgaben fällig, z.B. für eine Fußbodenheizung.
Zum Vergleich: Eine Gasheizung gibt es für 6000 bis 7000 Euro.
Bedeutet: Es ist mit Blick auf die nächsten Jahre so gut wie kein frei verfügbares Geld mehr da. Der KFT, zum Jahresende mit 90,8 Milliarden Euro gefüllt, dürfte laut Planung und den Zahlen der Regierung sogar in wenigen Jahren komplett leer sein.
 

Die Hälfte der aktuell finanzierten Immobilien hat Sanierungsbedarf

Rund 48 Prozent aller Immobilien, die derzeit von Banken finanziert werden, müssen in absehbarer Zeit energetisch saniert werden. Das ergab eine Auswertung des Online-Baugeldvermittlers Interhyp.
Demnach haben 48 Prozent der Immobilien, die in den vergangenen zwei Jahren durch Interhyp finanziert wurden, die Energieeffizienzklassen F, G oder H.
 

Bald bundesweite Solardachpflicht?

Ab 2032 soll es europaweit eine Pflicht zur Installation einer Photovoltaikanlage geben, wenn das Gebäude umfassend saniert wird. Jedenfalls werden entsprechende Pläne im EU-Parlament diskutiert.
Für Deutschland gibt es vorerst andere Überlegungen. Geht es nach der Bundesregierung, gibt es für Deutschland vielleicht bald schon eine Solardachpflicht für gewerbliche Immobilien.
Konkrete Pläne zur Umsetzung gibt es aber noch nicht. Nicht klar ist ebenso, ob diese Pflicht nur für Neubauten gilt oder ob auch bestehende Gebäude nachträglich mit Photovoltaik ausgestattet werden müssen.
Für Wohngebäude gibt es noch weniger konkrete Überlegungen: Zunächst soll das Solardach dort nur „die Regel“ werden.
 

Deutsche haben Energieverbrauch spürbar gesenkt

Im letzten Jahr verbrauchten deutsche Haushalte deutlich weniger Energie. Vor allem der Verbrauch von Gas wurde im Vergleich zu 2021 klar reduziert, aber auch beim Storm wurde gespart.
Der Appell an die Bevölkerung, Energie zu sparen, scheint gewirkt zu haben: Im Vergleich zum Vorjahr verbrauchten die Deutschen im letzten Jahr 12 Prozent weniger Strom und sogar 21 Prozent weniger Erdgas.
Das geht aus einer Auswertung des Portals Check24 hervor, der die Nutzungsdaten von neuen Storm- und Gasverträgen analysiert hat. Im vergangenen Jahr waren die Gaspreise sehr stark gestiegen und der Anreiz für Haushalte, den Verbrauch zu senken, umso höher. „Aufgrund der stark gestiegenen Gaspreise im vergangenen Jahr waren die Verbraucherinnen und Verbraucher besonders sparsam“, sagte Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24. Näheres Hinsehen zeigt: Berlin, Hamburg und Bremen waren besonders sparsam.
 

Sparverhalten der Deutschen ändert
sich

Die Deutschen legen ihr Geld immer weniger in Aktien an. Tagesgeldkonten legen an Beliebtheit zu und ziehen gleich. Spitzenreiter bleibt das Girokonto.
Nach einer Umfrage zum Sparverhalten der Deutschen im Auftrag des Verbands der Privaten Bausparkassen verändert sich das Sparverhalten der Deutschen.
Zwar belegen die vorderen Plätze nach wie vor Girokonto und Sparbuch, danach legten aber schon Immobilien an Beliebtheit zu. Es folgen Renten- und Kapitallebensversicherungen, die allerdings den stärksten Rückgang zu verzeichnen haben.
Auf den hinteren Rängen finden sich Investmentfonds, kurzfristige Geldanlagen, Riester-Rente und Aktien.
Als Grund für die Veränderung sehen Experten die Situation am Markt: „Die hohe Inflation entzieht den Bürgern Kaufkraft und schwächt deren Sparfähigkeit“, erklärt Christian König, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Privaten Bausparkassen.
 

Baugenehmigungen gehen mehr als 20 Prozent zurück

Bereits zum zehnten Mal in Folge ist die Zahl der Baugenehmigungen gesunken. Gründe dafür sind die gestiegenen Zins- und Materialkosten. Eine Gebäudeart ist besonders stark betroffen.
Im Februar wurden in Deutschland nur noch 22.300 Wohnungen genehmigt und damit 20,6 Prozent weniger als noch im Februar 2022. Die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser sank überdurchschnittlich um 28,4 Prozent. Noch härter trifft es die Bauzusagen für Zweifamilienhäuser – hier wurden nur noch 2.600 genehmigt, ein Einbruch um 52,4 Prozent. Schätzungsweise werden in diesem Jahr bestenfalls 250.000 Wohnungen fertiggestellt. Das Bundesziel von 400.000 neuen Wohnungen also deutlich verfehlt. Ein wichtiges Thema für die Baubranche ist zudem, dass es überlange Wartezeiten für eine Baugenehmigung gebe. Mittlerweile würde die Bearbeitung eines Antrags doppelt so lange dauern wie der Bau an sich.
 

Immobilienpreise: Stärkster Einbruch seit Jahrzehnten

Der Umbruch am Immobilienmarkt setzt sich fort: Im 1. Quartal sind die Immobilienpreise so stark gefallen wie noch nie in den letzten 20 Jahren. In einer Stadt ist der Rückgang besonders groß.
Das zeigt der Immobilienpreisindex des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp). Inklusive Gewerbeimmobilien fiel dieser im 1. Quartal 2023 um 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2003. Betrachtet man nur die Wohnimmobilienpreise fällt der Rückgang mit 2,1 Prozent allerdings moderater aus. Am stärksten sanken die Preise für Wohnimmobilien in Frankfurt am Main mit einem Minus von 6,4 Prozent binnen Jahresfrist und 2,2 Prozent gegenüber dem 4. Quartal 2022. Insgesamt fiel der Preisrückgang in den sieben größten deutschen Städten Deutschlands im 1. Quartal geringer aus als der Bundesschnitt: In den Metropolen sanken die Preise um 1,4 Prozent binnen Jahresfrist und 1,3 Prozent im Quartalsvergleich. Lediglich in Berlin verteuerten sich Wohnungen und Häuser im Jahresvergleich um 1,0 Prozent, während die Preise gegenüber dem Vorquartal leicht sanken (-1,3 Prozent).